Was wäre ein Haus ohne Fenster? Für viele von uns sind Fenster selbstverständlich. Den Ausblick nach draussen ist ein Teil unseres Lebens. Und Fenster erzählen die Geschichten, die sich draussen abspielen. Fenster vermitteln ein Stück Freiheit, Aussicht, Glück, Leid, Trauer und manchmal auch Gefangenschaft. Es schützt vor der Witterung, Lärm und Geruch. Und – es bringt das Licht hinein, auf seine ganz eigene Art und Weise. Und Fenster sagen viel über die Bewohner im Innern aus.

Erst vor ca. 12’000 Jahren in der Geschichte der Menschheit fingen Siedler an, einfache Häuser zu bauen, die aus Wänden und einem Dach bestanden. Diese boten zwar endlich Schutz vor Regen, Kälte und den Nachbarn. Aber das Problem: Ohne Fenster. Das heisst, die Feuerstelle war bereits da, aber in einem bis auf eine kleine Türe geschlossenen Raum. Der Rauch konnte nur teilweise ins Freie abziehen. Und der Mensch schlug ein Loch in die Wand. Und diese Öffnung beeinflusst bis heute die Bauweise und Architektur.

Am Anfang war nur eine Öffnung

Jetzt konnten Staub und Emissionen nicht nur durch die Türe und der Öffnung in dem Dachfirst, die als Rauchabzug benutzt wurde, entweichen, auch das Licht fand den Weg in den Raum. Aber eine neue Schwierigkeit trat auf: Wie bleibt das Licht im Raum und die Kälte draussen? Und wie kann man hinaussehen, aber ist geschützt vor den Blicken der Anderen? Diese Herausforderung wurde im mediterranen Klima mit Atrien gemeistert. (Römer) Das Licht fiel von oben in die Innenhöfe und erhellte die darum liegenden Räume. Und unter dem Dach waren kleine Löcher für die Belüftung angebracht. Diese Art von Bauweise war in den südlichen Regionen auch im Winter komfortabel. Doch im Norden konnten nur senkrechte Schlitze in die Wand gemacht werden, um so wenig Kälte wie möglich durchzulassen. Auch wurden Holz und Felle vor den Öffnungen platziert, um Schnee und Regen abzuhalten.

Glas für das Fenster – Fensterglas

Im letzten Jahrhundert vor Christus bricht die revolutionäre Epoche des Fensters aus Glas an. Glas existiert bereits seit 8’000 Jahren und wurde in Mesopotamien geschmolzen und verarbeitet. In der Zeit von 30 v. Chr. beweisen Funde von kleinen Glasfenstern in den begüterten Häusern von Pompeji deren Existenz. Später wurden auch Kirchenfenster mit Glas ausgestattet. Glasfenster bedeuteten früher einen besonderen Luxus und Reichtum, der sich nicht jeder Bauherr leisten konnte. Die Herstellung war sehr aufwändig. Die Scheiben wurden mit der Glasmacherpfeife geblasen, aufgeschnitten und flach gewalzt. Erst im Jahre 1688 wurde in Frankreich die Methode des Gussglas Verfahrens entdeckt. Diese Herstellungsart bestand aus dem Giessen des Glases mit anschliessendem Schleifen und Polieren. So konnte bei Prunkbauten und Schlössern mehr grössere Glasflächen verwendet werden, was Macht und Reichtum verhiess.

Das Fenster in der Neuzeit

Heute erinnert uns nichts mehr an die Anfänge des Fensters. Aus dem primitiven Loch in der Wand sind hochentwickelte Bauelemente geworden. Raffiniertes, architektonisches Design verbunden mit modernster Technik machen Fenster zu einem hauptsächlichen Teil eines Hauses und verleihen ihm seinen charakteristischen Stil.

Die Ansprüche an die Fenster der Gegenwart sind weit mehr als nur Schutz vor Kälte und Eindringlingen. Unzählige Variationen an Fensterarten ermöglichen neue Perspektiven für die moderne Architektur. Seit Jahrhunderten bestimmen Anforderungen, technische Neuentwicklungen und auch kulturelle Aspekte den Weg des Fensters.



Materialien in Hülle und Fülle

Auf die richtige Wahl des Rahmens kommt es an. Je nach Situation und Bedürfnis stehen Aluminium, Holz oder Kunststoff zur Verfügung. Dazu kommen Werkstoffkombinationen aus Holz – Metall oder Metall – Kunststoff dazu. Fenster aus Holz sind hochwertig und bestechen durch Natürlichkeit, aber der Unterhalt ist von allen Materialien am grössten. Dagegen sind Kunststofffenster pflegeleicht und garantieren eine lange Lebensdauer. Fenster aus Aluminium werden bei erhöhten statischen Anforderungen oder besonders leicht aussehender Bauweise verwendet.

geworden. Von der einfachen Fensterscheibe entstand das Fensterglas bis zum modernen 3-fach Isolierglas, das höchste Ansprüche in Sachen Energiesparen und Sicherheit erfüllt. 2-fach verglaste Scheiben mit Argon Füllung (Edelgas) sind heute fast in jedem Fenster Standard. Und die Produkteentwicklung geht weiter, die Konstrukteure sind daran, das Argon durch ein Vakuum zu ersetzen. Der Schall kann sich im Vakuum nicht ausbreiten, und auch die Kälte würde noch besser zurückgehalten.

Aber trotz aller Entwicklungen und Fortschritte sehen wir es doch so wie der französische Schriftsteller Jules Amédéé Barbey d’Aurevilly, der die Fenster so schön poetisch beschrieb: «Die Fenster sind die Augen der Häuser». Und auch wenn der Trend der modernen Architektur zu riesigen Glaswänden und spiegelnden Glasfassaden hin geht, ist doch nur entscheidend, zu sehen was sich draussen abspielt. Oder auch nicht.

Schön wenn ihr dabei ward!

Bis zum nächsten Mal
Eure Rita

Author

Hi, ich bin Rita, Autorin und "Mädchen für Alles" bei Basads.ch. Ich schreibe hauptsächlich für die Rubrik "Ratgeber", bin manchmal aber auch im Garten, in der Küche oder auf Reisen anzutreffen. Aber hier geht es nicht um mich, sondern um euch, und ich freue mich auf eure Neugier!

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